Sehschule der Barmherzigen Brüder Linz

Über die "Besondere Schule des Sehens im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz" berichtete das Neue Volksblatt. Hier der Artikel zum Nachlesen.

 

80 Prozent der Informationen über die Umwelt werden über das Auge wahrgenommen. Wie wichtig daher gutes Sehen ist, wurde im Krankenhaus der  BarmherzigeBrüder in Linz schon früh erkannt. Bereits 1977 wurde dort eine Sehschule eingerichtet. 

 

Rund 200 Kleinkinder in OÖ  haben eine angeborene oder erworbene schwere Sehschädigung beziehungsweise sind blind. Erkannt werden können 

Augenveränderungen durch ein Screening häufig bereits beim Neugeborenen, oft werden Eltern oder Kinderarzt aufmerksam. Auch wenn der Sehrest noch so  klein ist, kann dem Kind durch eine rasche Therapie entscheidend geholfen werden. 

 

"Es ist wichtig, dass die Eltern das Angebot der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nützen", weiß Oberarzt Michael Brandecker, interimistischer Leiter des Instituts für Orthoptik (richtiges Sehen) - Sehschule. Auch wenn von den 13.000 Patienten, davon 8000 bis 9000 Kinder, die 2015 an seiner Abteilung behandelt wurden, nur wenige ein derart ausgeprägtes Sehproblem haben, ist die Sehfrühförderung für sie extrem wichtig.

 

 

Rasche Sehfrühförderung hilft

Aktuell werden im angeschlossenen Sehfrühförderzentrum in der Linzer Rudigierstraße etwa 120 bis 130 Kinder von wenigen Monaten bis zum Schuleintritt betreut. Im Schnitt sind sie drei Jahre alt und ihr Sehrest liegt zwischen null und 30 Prozent. Sobald vom Facharzt eine massive Sehbeeinträchtigung festgestellt wurde, erfolgt ein Erstgespräch zwischen Eltern und Sehfrühförderin. Binnen zwei, drei Wochen kann mit der Förderung des Kindes gestartet  werden. Die Finanzierung  erfolgt durch das Land Oberösterreich. 

 

Liegt der Sehrest bei unter fünf Prozent wird von einer schweren Sehbehinderung gesprochen, liegt er bei unter zwei Prozent von praktischer Blindheit. "Selbst wenn das Kind nur einen Sehrest von zwei Prozent hat, kann bei rascher Frühförderung noch viel erreicht werden", weiß Brigitte Ruttmann, Leiterin der Sehfrühförderung: "Für das Kind macht es einen großen Unterschied, ob es Farben, Formen und Strukturen wie Stufen, eine offene Tür oder ein Fenster erkennen kann, oder nur Schwarz sieht."

 

Bekommt das Kleine keine Förderung, verkümmert auch der letzte Sehrest. Meist fällt den Eltern oder beim Arztbesuch auf, dass mit dem Baby etwas nicht stimmt. Merkmale sind etwa, dass das Kind keinen Blickkontakt herstellt, nicht nach dem Spielzeug greift, Probleme mit der Helligkeit zum Beispiel im Freien hat, die Augen zittern oder eine Fehlstellung  vorliegt. Gestartet wird mit dem Training zunächst wöchentlich, später 14-tägig und dann monatlich. 

 

"Die Frühförderung wird auf das Kind, das in vielen Fällen eine weitere Behinderung hat, abgestimmt. Die Stimulierung des Sehens wird an das Entwicklungsalter angepasst, so können etwa mit Farben, Formen und Lichtreizen Himregionen aktiviert werden", erläutert Ruttmann. 

 

Wenn der Sehrest äußerst gering ist, geht es um die Förderung der Mobilität und lebenspraktische Fertigkeiten sowie die Förderung des Tastsinns und anderer Sinne. "Durch die Frühförderung können gewaltige Fortschritte gemacht werden, so dass man Kindern mit drei Prozent Sehrest aufs Erste ihr Sehproblem nicht ansieht. Eine Diagnose sagt aber noch nichts über die Prognose aus", betont Ruttmann, die viele Beispiele kennt, bei denen die Kleinen große Fortschritte gemacht haben. Beim Eintritt in die Schule hängt es von der Sehbeeinträchtigung ab, ob das Kind mit speziellen Sehhilfen zurechtkommt oder blindenspezifisch werden muss.

 

 

Methoden zur Schielbehandlung

Etwa fünf bis sieben Prozent der Kleinen haben eine Schielfehlstellung, die unter schiedlich ausgeprägt ist. "Wenn möglich wird in der Regel eine konservative Therapie angewendet (z. B. Brille, Abklebetherapie bei einem sehschwachen Auge oder Prismenversorgung). 

 

Beim Abkleben wird das bessere Auge im Wachzustand verdeckt. Die Eltern sollten dann je nach Alter des Kindes ganz gezielt darauf achten, dass es beim Spielen, Lesen oder Lernen das schlechtere  Auge fordert", erklärt Augenspezialist Brandecker: "Im Laufe der Therapie können die Phasen des Zuklebens dann kürzer werden. Bis zum zwölften Lebensjahr - in Einzelfällen auch länger - macht das Training jedenfalls Sinn, weil das Sehsystem bis dahin lernfähig ist. Selbst wenn das Kind erst in der Volksschule zum Augenarzt kommt, kann noch eine Verbesserung eintreten. Dennoch gilt auch hier: je früher, umso besser." 

 

Abgeklärt werden müsse zu Beginn immer auch, ob eine therapierbare Grunderkrankung vorliegt.  Manche Schielfehlstellungen, zum Beispiel, wenn das Kind eine Kopfzwangshaltung einnimmt  oder andere Beschwerden durch das Schielen werden operiert - wenn möglich erst kurz vor Schuleintritt, da in diesem Alter die Voruntersuchungen genauer durchgeführt werden können und somit das OP-Ergebnis besser vorhersehbar ist, erläutert der Facharzt. 

 

Jährlich werden in der Sehschule rund 100 Schieloperationen, davon fast jede zweite an Erwachsenen, vorgenommen. Der etwa einstündige Eingriff an einem Auge erolgt unter Vollnarkose tagesklinisch, abends kann der Patient wieder nach Hause gehen. Am nächsten Tag erfolgt, so Brandecker, die erste  Nachkontrolle, dann nach einer Woche und wiederum drei Monate später.

 

 

Seltene schwere Augenerkrankungen

Etwa eines von 5000 Kindern leidet an einem Grauen Star (Katarakt, Linsentrübung), noch seltener ist in dieser Altersgruppe der Grüne Star (Glaukom, erhöhter Augendruck), bei dem sich unbehandelt das Gesichtsfeld laufend bis zur Erblindung verschlechtern kann.

 

Bei einer operationsbedürftigen Linsentrübung wird dem Baby schon in den ersten Lebenswochen an der Augenabteilung des Spitals die Linse entfernt und das Auge, dank hauseigener Augenoptik, bereits im OP mit einer Kontaktlinse versorgt. Danach wird der kleine Patient in der Sehschule, deren Team aus neun Ärzten und sieben Orthoptistinnen besteht, wieder weiter betreut.

 

Auch auf die Abklärung sehr seltener, oft genetisch bedingter Netzhauterkankungen ist die Abteilung spezialisiert. Die notwendige elektrophysiologische Diagnostik kann in Einzelfällen bereits bei kleinen Kindern, im Regelfall aber erst später, die Diagnose sichern.

 

 

Untersuchungen zur Diagnose

In der orthoptischen Untersuchung  werden Sehschärfe, Augenstellung und -beweglichkeit erfasst. Mit der Skiaskopie (Schattenprobe) wird nach dem Eintropfen die erforderliche Brillenstärke objektiv gemessen, da man bei Kindern nur so zu sicheren Ergebnissen gelangt. Die weitere vollständige augenärztliche Untersuchung ist wie
bei Erwachsenen obligat. 

 

 

Bandbreite an speziellen Sehhilfen

Kann dem Kind mit einer herkömmlichen Brille nicht ausreichend geholfen werden, weil das Sehproblem ausgeprägter ist, hat das zugehörige Institut für Spezialsehhilfen eine große Bandbreite an Sehhilfen von der verstärkten Lesebrille über das Vergrößerungsglas bis zum Bildschirmlesegerät parat. 

 

Auch Erwachsene nehmen diese Leistung in Anspruch. Die meisten Kinder werden bis zum Erwachsenenalter regelmäßig betreut. Sobald Kinder verlässlich die Hygiene-Vorschriften von Linsen enthalten können, ist auch das Tragen von Kontaktlinsen möglich. "In der Regel sind wir beim Alter von 13 Jahren", erklärt Brandecker.

 

Eine Laser-OP zur Korrektur der Fehlsichtigkeit empfiehlt der Facharzt erst im Erwachsenenalter, sobald die Dioptrien stabil bleiben, denn sonst kann eine neuerliche Sehverschlechterung eintreten, die wiederum eine Korrektur durch Brille, Kontaktlinse oder OP bedingt.


Quelle: Neues Volksblatt, 11. Juni 2016

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