Lokale Nervenblockaden
Im Interview erklären die Experten der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin Primarius PD Dr. Peter Paal MBA, EDAIC, EDIC , Oberarzt Dr. Markus Glaeser-Quintus und Anästhesie-Pflegeexpertin Elizabeth Novak DGKP die neuesten Entwicklungen.
Was sind die Vorteile der Regionalanästhesie für die PatientInnen?
P. Paal: Die Darstellung der Nerven mittels Ultraschall hat in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht. Mit der nötigen Expertise und Technik kann man mittlerweile Nerven blockieren, bei denen das vor fünf bis zehn Jahren im Routinebetrieb noch nicht möglich gewesen wäre. Damit bieten wir unseren PatientInnen eine hocheffiziente, sichere und lang anhaltende Schmerzausschaltung an. Die Nebenwirkung einer Anästhesie und Operation wie zum Beispiel Schmerz oder Übelkeit durch starke Schmerzmittel können damit auf einen Bruchteil reduziert werden. PatientInnen erholen sich schneller und können das Krankenhaus früher und in einem besseren Zustand verlassen.
Sind herkömmliche Methoden wie „Kreuzstich“ oder Periduralanästhesie noch zeitgemäß?
M. Glaeser-Quintus: Derzeit würde ich die Frage mit Ja beantworten, denn gewisse Körperregionen, wie etwa der Körperstamm samt den inneren Organen, sind von vielen Nervensegmenten versorgt. Wenn also Bauch- und Brustkorb-Eingriffe gemacht werden, ist es sinnvoll, auf neuroaxiale Verfahren, also Spinalanästhesie oder Periduralanästhesie (Kreuzstich mit Katheterverfahren), zurückzugreifen.
Wie läuft eine Regionalanästhesie ab?
E. Novak: Nach der Identitätsprüfung wird das Monitoring zur Überwachung der Lebensfunktionen am Patienten angelegt. Sein Wohlgefühl kann dabei durch eine leichte Sedierung (Dämmerschlaf) gesteigert werden. Die Regionalanästhesie wird vom Anästhesisten mit Assistenz der Anästhesiepflege vorwiegend ultraschallgezielt durchgeführt.
M. Glaeser-Quintus: Hier decken die 2020 eingeführten NRFit-Produkte einen wichtigen Sicherheitsaspekt ab. Das sind spezielle Spritzen- und Pumpensysteme, die eigene Anschlüsse haben. Damit können Lokalanästhetika nur über diese Systeme verabreicht werden. Denn Lokalanästhetika sollen nur den zu blockierenden Nerv für die Operation ausschalten. An anderen Organen sind sie potenziell gefährlich. Deshalb wird mit Ultraschall und weiteren Maßnahmen sichergestellt, dass das Lokalanästhetikum ausschließlich genau um den Nerv, der für die Schmerzausschaltung verantwortlich ist, und nicht in ein Blutgefäß verabreicht wird.
E. Novak: In weiterer Folge werden die notwendigen Materialien für den Nervenblock steril bereitgelegt. Die betreffende Körperregion wird dreifach und ausreichend lange desinfiziert und mit sterilen Tüchern abgedeckt. Bei Bedarf wird die Punktionsstelle lokal betäubt. Ultraschallgezielt werden die betreffenden Nerven dargestellt und das Lokalanästhetikum rund um den Nerv verabreicht. Nach zehn bis 20 Minuten tritt die Nervenblockade ein, die Schmerzreiz-Weiterleitung ist für einige Stunden unterbrochen. Mit einem am Nerv eingelegten Katheter kann eine Schmerzausschaltung auch für mehrere Tage gewährleistet werden, zum Beispiel nach großen oder wiederholt nötigen Operationen.
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