Ganzheitliche Unterstützung
Rund 42.000 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Krebs. Dabei macht nicht nur die Tumorerkrankung selbst den Betroffenen zu schaffen. Die meisten Krebstherapien und anhaltende körperliche bzw. psychosoziale Belastungsfaktoren führen zu zahlreichen Nebenwirkungen wie starken Schmerzen und Missempfindungen (zum Beispiel Chemotherapie-induzierte periphere Neuropathie an Füßen und Händen), kognitiven Einschränkungen (zum Beispiel Störung von Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit, Wortfindung und Wortflüssigkeit, Denken und Handeln), einem körperlichen und geistigen Erschöpfungsgefühl bzw. Müdigkeit (Tumor Fatigue Syndrom), aber auch zu psychischen Symptomen wie Depressivität, Angst und Schlafstörungen.
„Wichtig ist, diese Patient:innen nicht allein zu lassen und eine Unterstützung bzw. Symptomlinderung zur Steigerung der individuellen Lebensqualität anzubieten“, betont Priv.-Doz. Dr. Markus Hutterer, Neurologe und Leiter des Spezialbereichs Neuroonkologie und Neuropalliative Care sowie stellvertretender Ärztlicher Direktor im Konventhospital der Barmherzigen Brüder Linz. Im April 2020 wurde zu diesem Zweck an der Abteilung für Neurologie die Neuroonkologie-Ambulanz eingerichtet. „Dieses begleitende, supportive Therapieangebot für Krebspatient:innen ist in dieser Form österreichweit einzigartig“, hebt Priv.-Doz. Hutterer hervor.
Lebensqualität an erster Stelle
Ziel der Neuroonkologie-Ambulanz ist es, den Betroffenen genau zuzuhören und ihre Beschwerden in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Ein guter und stabiler Beziehungsaufbau als „Begleiter in allen Phasen der Krebserkrankung“ steht dabei im Vordergrund. Dann erfolgt eine ausführliche Aufklärung über die geschilderten Symptome, zu deren Ursachen bzw. gegenseitigen Verknüpfungen. Abschließend wird eine individuelle symptomlindernde Behandlungsstrategie erarbeitet. Diese beinhaltet medikamentöse Therapien (zum Beispiel gegen Schmerzen, Depression, Angst oder Schlafstörungen) und nicht-medikamentöse Therapieangebote (unter anderem Psychoonkologie, medizinische Trainingstherapien, physikalische Therapien und Ernährungsberatung). Zudem bietet eine „Advanced Practice Nurse“, also eine auf Neuroonkologie spezialisierte Krankenpflegerin, eine ganzheitliche Pflegefachberatung für Patient:innen und deren An- oder Zugehörige an.
„Die Grundlage für unser supportives Konzept ist das bio-psycho-soziale Modell, das heißt, wir beziehen Körper, Psyche und das soziale System mit ein. Wir wollen den Menschen in seiner Gesamtheit abholen, mit seiner individuellen Lebensgeschichte, seinen Erfahrungen und Problemen, aber auch seinen persönlichen Ressourcen. Es geht nicht nur darum, mit der Krankheit zu leben, sondern vor allem auch wie das Leben mit einer Erkrankung und das eigene Wohlbefinden wahrgenommen werden“, erläutert der Mediziner das Prinzip und fährt fort: „Auch wenn viele den Begriff ,Neuroonkologie‘ zuallererst mit einem primären Gehirntumor in Verbindung bringen, bei uns geht es hauptsächlich um die Behandlung und Unterstützung von Krebspatient:innen aller onkologisch tätigen Abteilungen.“
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