
Eisenstadt feiert
Als das Burgenland 1921 zu Österreich kam, war Ödenburg (Sopron) die designierte Hauptstadt. Die Stadt sollte im Zuge der Friedensschlüsse von St. Germain und Trianon mit dem als Deutschwestungarn bezeichneten Streifen zu Österreich gelangen. Nach blutigen Auseinandersetzungen – Ungarn wollte das Burgenland nicht kampflos überlassen – gab es einen Kompromiss: Ödenburg und die Umlandgemeinden sollten abstimmen, unter welcher Fahne sie ihre Zukunft sahen. Das Votum Ödenburgs fiel für den Verbleib bei Ungarn aus, das junge Burgenland stand nun vor einer weiteren Herausforderung: Es brauchte eine neue Hauptstadt.
Wer wird Hauptstadt?
Im Juni 1922 fanden die ersten Landtagswahlen im neuen Bundesland statt, die Amtsräumlichkeiten der Landesregierung wurden vorerst in Sauerbrunn untergebracht, einem Kurort, in dem zu jener Zeit viele Villen leer standen und der zudem mit der Bahn von Wien recht gut erreichbar war. Was es dort allerdings nicht gab, war ein Sitzungssaal. So musste beim Zusammentreten des Landtages alles gepackt und nach Eisenstadt gebracht werden, wo sich im ehemaligen Kadetteninstitut entsprechende Möglichkeiten boten. Als nun der Ruf nach Lösung dieser Situation immer lauter wurde, sahen sich sowohl Sauerbrunn als auch Eisenstadt als Kandidaten für die Landeshauptstadt. Für die Ende April 1925 angesetzte Abstimmung brachte sich außerdem das im Südburgenland gelegene Pinkafeld ins Rennen. Letztendlich entschieden die Abgeordneten am 30. April 1925 aber zugunsten Eisenstadts. Das Burgenland hatte eine Hauptstadt, jetzt ging es an die Aufbauarbeit!
Aufbaujahre
In den 1920er- und 1930er-Jahren lag der Fokus auf der Schaffung einer modernen Infrastruktur, um den Ansprüchen einer Verwaltungsstadt gerecht zu werden. Von 1926 bis 1929 entstand das Landhaus, das als Sitz der Landesregierung und des Landtages sowie der Exekutive diente. Institutionen wie die Landwirtschaftskammer, die Österreichische Nationalbank und die Arbeiterkammer errichteten Amtsgebäude. Moderne Wohnhausanlagen nach dem Vorbild des Wiener Wohnbaus boten den Beamt:innen Wohnraum und veränderten zugleich das Gesicht der Stadt. Eisenstadt mauserte sich zur Landeshauptstadt, ohne in offiziellen Dokumenten so aufzuscheinen – bis nach 1945 gloste die Hoffnung, Ödenburg doch noch als Verwaltungszentrum zu gewinnen. Und so war Eisenstadt der „Sitz der burgenländischen Landesregierung und des Landtages“. Erst 1965 nahm die Stadt die Bezeichnung „Landeshauptstadt Eisenstadt“ in ihr Stadtrecht auf, das Land zog 1981 in der Landesverfassung nach.
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