Spüren, riechen und die Natur begreifen

Granatapfel-Magazin 4/2021

Jeder Garten hat seine Geheimnisse - auch ein Therapiegarten. Hier können diese auf wunderbare Weise entdeckt und erfahren werden, wie zum Beispiel in jenem des Pflegeheims in Kritzendorf.

 

 

Der Therapiegarten ist ein kleines, grünes Paradies - aber nicht nur für die Insekten, sondern auch für die BewohnerInnen des Hauses.

 

Bienen und Hummeln summen. Fröhlich wandert ein kleiner Käfer einen Strauch hinauf. Es duftet nach frischen Frühlingskräutern. Der Therapiegarten im Pflegeheim „Pflegen Betreuen Wohnen“ der Barmherzigen Brüder in Kritzendorf bei Klosterneuburg ist ein kleines, grünes Paradies – aber nicht nur für die Insekten, sondern auch für die 240 BewohnerInnen des Hauses.

 

Peter ist einer davon. Seit vier Jahren wird der 74-Jährige hier betreut und verbringt während der Gartensaison beinahe jeden Tag im Therapiegarten. „Ich habe einen grünen Daumen“, schmunzelt er schelmisch, während er eine große Tomatenstaude vorsichtig von seinem Rollstuhl aus gießt. „Ich hatte früher auch einen Garten“, erinnert er sich. „Aber das ist schon lange her.“ An den anderen Hochbeeten sind weitere BewohnerInnen zu sehen, die Erde in einen Topf füllen und dann Pflanzen-knollen darin einsetzen.

 

Therapiegarten
Auf jeder Ebene des Hauses in Kritzendorf befinden sich drei Pflegegruppen mit je 14 Betten in Ein- und Zweibettzimmern. Zusätzlich werden auf jeder Ebene sechs Einbettzimmer für rüstige Senioren in Form einer Wohngruppe für betreutes Wohnen angeboten. Jede Pflegegruppe verfügt über einen großzügigen Aufenthaltsbereich mit einer Teeküche sowie einer großen Terrasse. Die Einzelzimmer haben einen kleinen Balkon. Im Jahr 2019 wurde das Haus neu errichtet und auch der Therapiegarten angelegt. „Früher hatten wir bereits einen Garten für unsere BewohnerInnen“, sagt Direktor Andreas Weinmüller. „Doch der neue ist um einiges größer und vielfältiger.“

 

Andreas Weinmüller, MSc, DGKP ist Leiter des Pflegeheims in Kritzendorf

 

Erholen und verschnaufen

Der Therapiegarten des Pflegezentrums Kritzendorf ist zweigeteilt: Neben dem Haus befindet sich ein Garten mit Hochbeeten – weiter unten ein englischer Landschaftsgarten mit einem Teich, in dem sich Fische und Frösche tummeln. Über eine Rampe und einen Aufzug kann auch dieser Teil von den HausbewohnerInnen leicht erreicht werden. „Ursprünglich befand sich hier ein Löschteich“, erklärt Direktor Weinmüller und zeigt auf das grünlich-blau schimmernde Gewässer. Im Zuge des Neubaus wurde er aber zu einem kleinen Biotop umgestaltet. Sowohl dieser als auch der Therapiegarten neben dem Haus ist gut durchdacht und geplant: So laden Bänke entlang der Wege zum Verschnaufen und Genießen der Gärten sowie der Umgebung ein. „Unser Therapiegarten ist offen für alle BewohnerInnen“, ergänzt Ergotherapeutin Bianca Strecker. „Jeder und jede kann hierher kommen und die Natur in vollen Zügen genießen.“

 

Einmal wöchentlich trifft sich die Gartentherapiegruppe, bestehend aus bis zu sechs BewohnerInnen. „Einen Großteil der Pflanzen haben wir selbst eingesetzt“, erzählt Bianca Strecker begeistert und legt eine kleine Schaufel zur Seite. „Die TeilnehmerInnen stellen sich zum Beet und beginnen zu arbeiten.“ Die Gartensaison dauert vom Februar bis zum Herbst. Nach jeder ertragreichen Obst- oder Gemüseernte kocht die Gruppe zusammen, berichtet Bianca Strecker. Die Zutaten kommen selbstverständlich aus dem nahen Garten – die Tipps und Tricks dafür von den gartenaffinen Mitwirkenden, von denen einige wie Peter früher einen eigenen Garten hatten.

 

Ergotherapeutin Bianca Strecker betreut die Gartentherapiegruppe.  

 

Richtige Erdung

Nicht nur hier in Kritzendorf, auch in anderen Seniorenheimen und Therapieeinrichtungen, in geriatrischen Häusern, Krankenhäusern oder Pflegezentren wurden in den vergangenen Jahren Therapiegärten angelegt. Diese sind ein Erholungsraum für die PatientInnen oder KlientInnen -aber nicht nur das: Auch die positive Wirkung der Natur können sie hier hautnah erleben. Durch aktives Tun wie Düngen, Gießen oder Setzen sollen sie sich mit ihr auseinandersetzen und verbinden sowie ihre Geheimnisse entdecken. Ausgebildete GartentherapeutInnen unterstützen sie dabei. Deren Aufgabe ist es, das psychische und physische Wohlbefinden der Menschen in der Natur zu steigern und die positive Wirkung für jeden erlebbar zu machen.

 

Die Kräuter werden gemeinsam gepflückt und verarbeitet.

 

Durch sanftes Berühren der Blumen, Blätter oder Früchte können zum Beispiel nach einem Schlaganfall auch die motorischen Fähigkeiten langsam wieder erlernt werden, ist Bianca Strecker überzeugt.

 

Jeder Garten ist anders

Die Garten- und Landschaftsplanerin Sylvia Siedler erklärt, dass jeder Therapiegarten anders gestaltet wird, da er an die jeweiligen Erfordernisse und Bedürfnisse der NutzerInnen angepasst wird. In den vergangenen Jahren hat die gelernte Gartentherapeutin verschiedene Therapiegärten umgesetzt – immer in enger Abstimmung mit den Einrichtungen vor Ort. Hochbeete wie jenes in Kritzendorf eignen sich hervorragend für ältere Personen, da sie auch von einem Rollstuhl aus erreicht werden können, weiß die Expertin.

 

Es ist bereits später Nachmittag. Die letzten BewohnerInnen kehren ins Haus zurück. Auch für Peter endet der heutige Frühlingstag im Freien. „Aber morgen komme ich bestimmt wieder“, verabschiedet er sich und strahlt.

„Weil ich hier noch einiges zu tun habe.“

 

CHRISTOPHER ERBEN

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