Generalvisitation beginnt
Während seiner Amtszeit soll der Generalprior „persönlich oder durch einen Delegaten wenigstens einmal die kanonische Visitation in allen Kommunitäten und Einrichtungen des Ordens vornehmen“, heißt es in den Konstitutionen der Barmherzigen Brüder. Das lateinische Wort „visitatio“ kann man mit „Besuch“ übersetzen. In Bezug auf eine kanonische Visitation lässt sich der Begriff aber nicht einfach als Besuch beschreiben. Es geht um mehr, nämlich um die Gesamtschau des aktuellen Erscheinungsbildes eines Konvents, einer Einrichtung oder der gesamten Ordensprovinz und um Perspektiven für die Zukunft.
Nachdem die vergangenen beiden Male Frater Rudolf Knopp als Generalrat die Österreichische Ordensprovinz visitiert hat, wird die Visitation heuer erstmals der Erste Generalrat Frater Joaquim Erra i Mas durchführen. Frater Joaquim stammt aus Spanien. 1989 hat er seine Feierliche Profess abgelegt, von 2001 bis 2007 war er Provinzial der Aragonischen Provinz, 2019 wurde er beim Generalkapitel zum Ersten Generalrat gewählt.
Gebet, Gespräche, Begegnung
Der Termin einer Visitation wird Monate zuvor angekündigt, sodass sich sowohl die Ordensbrüder als auch die Mitarbeitenden der Einrichtungen gut darauf vorbereiten können. Es gibt einen fixen Plan, nach dem der Generalrat die Ordenswerke in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn besuchen wird. Je nach Größe bleibt er einen Tag oder länger. Am Programm stehen dann jeweils Gespräche mit den Mitbrüdern sowie mit der Hausführung und leitenden Mitarbeiter*innen, ein Rundgang durch das Haus mit der Möglichkeit zur Begegnung und kurzen Gesprächen mit Mitarbeiter*innen, Zusammenkünfte mit dem Pastoralrat und dem Seelsorgeteam sowie ein Besuch bei den Brüdergräbern.
Zum Abschluss erstellt der Visitator einen Bericht. In diesem schildert er seine Eindrücke zur augenblicklichen Situation, zeigt mögliche Problemfelder auf und verweist auf notwendige Handlungsschwerpunkte in der Zukunft.
Mitte April findet dann der feierliche Abschluss der Generalvisitation in Wien statt. Dazu wird auch Generalprior Jesús Etayo Arrondo anreisen. Am Programm stehen dabei unter anderem eine Provinzversammlung mit allen Gesamtleitern und eine erweiterte Sitzung der Provinzleitung. Den liturgischen Abschluss bildet ein Festgottesdienst in der Wiener Klosterkirche.
Frater Joaquim Erra, Erster Generalrat des Ordens der Barmherzigen Brüder
Worterklärung Visitation
Das lateinische Wort „visitatio“ kann man mit „Besuch“ oder „nachschauen“ übersetzen. In Bezug auf kirchliche Institutionen und Orden lässt sich der Begriff Visitation aber nicht einfach als Besuch deuten. Es geht hier um mehr. Das Anliegen einer Visitation ist nicht das punktuelle Wahrnehmen von Festen, Ereignissen, Besprechungen und Vorkommnissen, sondern die Gesamtschau des aktuellen Erscheinungsbildes des Konventes, der Einrichtung bzw. der Provinz und der sich abzeichnenden Zukunftsperspektiven.
Der Termin einer Visitation wird Monate zuvor angekündigt, sodass alle Mitbrüder die Möglichkeit, ja die Pflicht haben, zum Zeitpunkt der Visitation anwesend zu sein. Die Visitation wird mit einem offiziellen Ritus eröffnet, der meist mit einer Gebetszeit verbunden wird. Ebenso geschieht der Abschluss mit einem festgelegten Ritus, bei dem der Visitationsbericht verlesen wird. Dieser Bericht schildert die Eindrücke des Visitators zur augenblicklichen Situation des Konventes und der Einrichtung, zeigt mögliche Problemfelder auf und verweist auf notwendige Handlungsschwerpunkte. In letzter Konsequenz bedeutet dies, dass, wenn die Visitation beendet ist, die Sache nicht ad acta gelegt werden kann, sondern der Konvent und die Einrichtung mitunter durchaus noch „Hausaufgaben“ zu erledigen haben.