Aber bitte mit Schlagobers!
Wie sagen Sie, wenn Ihnen das Mittagessen besonders schmeckt? „Gut“, „köstlich“ oder „vorzüglich“? Oder gar „lecker“? Bei Letzterem kann es sein, dass es manchen Ihrer Mitmenschen die Nackenhaare aufstellt. Denn „lecker“, finden sie, sei alles andere als österreichisch. Genauso wenig wie die Wörter „Sahne“, „Kissen“ oder „Jungs“. So spreche man in Deutschland. Und sprachliche Einflüsse unserer bundesdeutschen Nachbarn werden hierzulande nicht gern gesehen bzw. gehört.
Laut ist der Aufschrei, wenn sie sich in österreichische Medien einschleichen und ein Radiosprecher „Tüte“ statt „Sackerl“ sagt. „Die Zuhörer:innen stört das“, sagt die Germanistin Assoz.-Prof. Mag. Dr. Jutta Ransmayr (Institut für Germanistik der Universität Wien). Das Bewusstsein, dass sich das österreichische vom bundesdeutschen Deutsch unterscheide, sei stark ausgeprägt. Und die Loyalität zum österreichischen Deutsch groß. Über die Art zu sprechen vermittelt man, wer man ist und wo man herkommt. Oder wie es Ransmayr ausdrückt: „Identität und Sprache stehen stark miteinander in Verbindung. Das zeigen Befunde aus der Forschung.“
Eine Spielart von mehreren
Beim österreichischen Deutsch handelt es sich nicht um eine eigene Sprache. „Manchmal wird medial zwar von ‚Österreichisch‘ gesprochen“, sagt Jutta Ransmayr. In Wahrheit sei das österreichische Deutsch aber eine der Varietäten, die es im Deutschen gibt. „Eine von mehreren Spielarten“, sagt Ransmayr, wie das bundesdeutsche und schweizerische Deutsch. Was Wortschatz, Aussprache und Intonation, Grammatik oder Sprachverhalten betrifft, unterscheiden sich diese Varietäten in manchen Merkmalen voneinander. Und stehen zugleich völlig gleichwertig nebeneinander.
In Österreich bettet man sich nachts auf den „Polster“ statt auf ein „Kissen“, schlägt das „Obers“ und nicht die „Sahne“, isst zum Frühstück „Eierspeis“ und nicht „Rührei“. Und das alles auch in sprachlicher Hinsicht ganz und gar korrekt. Interessant: Viele schweizerisch-deutsche Ausdrücke klingen in österreichischen Ohren ungewohnt, wie „parkieren“ statt „parken“. Aber auch für sie gilt: Es handelt sich weder um umgangssprachliche oder dialektale, sondern um standardsprachliche Ausdrücke, die man so auch im schweizerischen Wörterbuch findet.
Einheitliche Standardsprache
Um die deutsche Sprache in ihrer Gesamtheit besser zu verstehen, ist es hilfreich, ihre unterschiedlichen Ebenen zu unterscheiden. Eine dieser Ebenen ist die „Standardsprache“. Sie ist relativ einheitlich und jenes Deutsch, das beispielsweise die Moderator:innen im Fernsehen sprechen. Wobei es auch auf der Ebene der Standardsprache in Österreich sprachliche Unterschiede gibt.
Ein Beispiel: Im Osten isst man eher „Paradeiser“, im Westen „Tomaten“. „Wenn es um Fragen geht, die die österreichische Standardsprache betreffen, ist das Österreichische Wörterbuch die wichtigste sprachliche Ressource“, erklärt Jutta Ransmayr. Die beiden anderen Sprachebenen sind die Umgangssprache und die Dialekte, wobei es vor allem auf dialektaler Ebene starke regionale Unterschiede gibt.
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