Kein Bild ohne Rahmen
Jede Menge Holzleisten sind zu sehen. Eine Schneidemaschine surrt im Hintergrund. In der Rahmenwerkstatt von Thomas Eder in Wien-Döbling herrscht Hochbetrieb. Sie ist eine von wenigen in Wien, in denen heute noch Rahmen in Handarbeit hergestellt werden. „Kommen Sie weiter“, begrüßt er den Besucher und zeigt auf ein Bild, das auf einer Arbeitsfläche liegt: „Dieses bekommt heute einen Rahmen.“
Viele Einzelkämpfer
„Kunsthandwerker, zu denen auch die Rahmenmacher zählen, haben es heutzutage besonders schwer“, weiß Wolfgang Hufnagl, Innungsmeister der Kunsthandwerke in der Wirtschaftskammer Wien. Viele seien Einzelkämpfer, die detailverliebt und mit viel Engagement an die Sache gehen. Groß ist die Gemeinde der Rahmenmacher nicht mehr. Diese seien aber sehr spezialisiert, um auf Kundenwünsche gezielt eingehen zu können, betont Hufnagl. Zudem hebt er die hohe Qualität handgefertigter Rahmen hervor, die nur von Rahmenmachern gefertigt werden können, die ihr Handwerk beherrschen. Allein über 3.000 fertige Rahmen verlassen die Werkstatt von Thomas Eder jedes Jahr.
„Und jeder einzelne ist handgefertigt“, strahlt der Rahmenmacher. Thomas Eder importiert Rahmenleisten von verschiedenen Herstellern – darunter vielen Manufakturen – in Italien, Spanien und Deutschland. Über 1.800 unterschiedliche Exemplare lagern in der Werkstatt. Jene, die er nicht auf Lager hat, wie beispielsweise Alurahmen, kauft er von Produzenten zu, mit denen er schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Ursprünglich studierte Eder Theologie und wollte Schriftsteller werden. Vor über 29Jahren stieg er in die Branche der Rahmenmacher ein, was anfangs sehr herausfordernd war, wie er erzählt.
Individuelle Beratung
Woran erkennt er einen guten Rahmen, wollen wir von Thomas Eder erfahren? Rahmen sollen sich dem Bild nicht aufdrängen, sondern es in seiner Wirkung unterstützen. Daher ist die Beratung der Kundschaft das Um und Auf, findet er. Bereits im Gespräch kann er an deren Reaktion die Wünsche und Vorstellungen gut ablesen. Sachlich sei er nur selten, sondern persönlich. Manchmal kann sich die Entscheidung des Kunden für einen bestimmten Rahmen auch über Tage ziehen. Als er einmal eine Anfrage vom Internet-Konzern Amazon erhielt, ob er im Auftrag Bilderahmen herstellen könne, lehnte er ab. „Weil ich die Interaktion mit den Menschen unmittelbar brauche.“ Aber nicht nur Privatleute, Maler:innen oder Galerien schätzen seine Philosophie, sondern auch Schulen und andere Institutionen, wo viele von ihm gerahmte Bilder in Büros, Gängen und Zimmern hängen.
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