Die Geschichte der Barmherzigen Brüder hat ihren Ursprung in Johannes von Gott.
Johannes von Gott vor den Toren Wiens
Er wird 1495 als João Cidade Duarte in der Nähe von Lissabon geboren. Mit acht Jahren verlässt Johannes aus ungeklärten Gründen sein Elternhaus und findet 300 km entfernt, bei einem Bediensteten eines Grafen in der Nähe von Toledo (Spanien) Aufnahme. Dort verbringt er, mit einer kurzen Unterbrechung als Soldat, fast 30 Jahre als Viehhirte. 1532 beteiligt er sich als Landsknecht im Heer von Karl V. an der Niederschlagung der ersten Türkenbelagerung und kommt in Folge dessen bis vor die Tore Wiens.
Johannes von Gott als Buchhändler
Nach Kriegsende begibt sich Johannes nach Marokko, wo er von 1536 bis 1538 beim Bau der Festungsanlage in Ceuta arbeitet. Mit seinem Lohn ernährt er eine in Not geratene portugiesische Adelsfamilie. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen veranlassen einen guten Freund und weitere Kollegen, zu flüchten und zum Islam zu konvertieren. Johannes kehrt darauf auf Rat eines Priesters zurück nach Spanien. Dort versucht er zuerst als fahrender Buchhändler sein Glück, mit 43 Jahren wird er in Granada mit einer Buchhandlung sesshaft.
Lernt die Not der Kranken am eigenen Leib kennen
Johannes bemüht sich intensiv, den Willen Gottes für sein Leben zu ergründen. Der Wendepunkt wird durch den berühmten Prediger Johannes von Avila ausgelöst. Dessen Worte berühren Johannes so stark, dass er völlig außer sich gerät und sein gesamtes Hab und Gut verschenkt. Der vermeintlich Tobsüchtige wird ins Königliche Hospital gebracht. Dort lernt er die Not der Kranken und besonders das Elend der Geisteskranken am eigenen Leib kennen.
Brüder und Schwestern, tut euch selbst Gutes, indem ihr anderen Gutes tut
Nach einer Wallfahrt nach Guadalupe und einer Aussprache mit Johannes von Avila beginnt er in Granada sein wohltätiges Werk. „Brüder und Schwestern, tut euch selbst Gutes, indem ihr anderen Gutes tut“. Mit diesem Ruf zieht Johannes durch die Stadt, sammelt Brot und Geld für Arme. In seinem „Haus Gottes“ bringt er Menschen unter, um die sich niemand kümmert. Dies geschieht in bislang unbekannter Qualität. So erhielt jeder ein eigenes Bett, er trennte die Kranken nach Geschlecht und führte erstmals eine Pflegedokumentation.
Vater der Armen und Kranken
Nach und nach schließen sich Helfer an und es gelingt ihm, in größere Räumlichkeiten umzuziehen um noch mehr Hilfsbedürftige nach seinen Vorstellungen zu pflegen. Als wahres Wunder betrachten die Bewohner/innen Granadas die Bergung unversehrt gebliebener Kranker aus einer Feuersbrunst im Königlichen Hospital. Fortan wird Johannes als „Vater der Armen und Kranken“ bezeichnet. Im Jahr 1550 versucht er erfolglos, einen Jungen aus einem eiskalten Fluss zu retten. Dabei erkrankt er an einer schweren Lungenentzündung. Er stirbt am 8. März vor seinem Bett mit einem Kreuz in Händen. Sein Begräbnis gleicht dem eines Fürsten. Die ganze Stadt erweist ihm die letzte Ehre.
Der Orden der Barmherzigen Brüder
Im Jahr 1572 erhält die Gemeinschaft der Hospitalbrüder, die den Lebensstil des Johannes von Gott übernommen haben, die kirchliche Anerkennung durch Papst Pius V. 1630 wird Johannes von Gott selig gesprochen, 1690 erfolgt die Heiligsprechung.
Von Spanien ausgehend hat sich der Hospitalorden der Barmherzigen Brüder zunächst europaweit und schließlich weltweit ausgebreitet.
Die österreichische Ordensprovinz
Die österreichische Ordensprovinz zum heiligen Erzengel Michael hat ihren Ursprung im tschechischen Valtice (Feldsberg). 1614 erfolgte in Wien die erste Gründung auf dem Boden des heutigen Österreichs. Die Erhebung zur eigenständigen Ordensprovinz erfolgte 1659, in der jüngsten Vergangenheit wurden ihr auch die drei Provinzdelegaturen Ungarn, Slowakei und Böhmen-Mähren zugeordnet.
Die Österreichische Ordensprovinz führt heute über 30 Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialbereich mit mehr als 7.000 Beschäftigten.