Vortrag am ÖGS Kongress 2023
Mag.a Alice Spann, BSc MPH PhD, FH-Lektorin für Gesundheits- und Krankenpflege an der Pflegeakademie hatte Anfang Juli die Möglichkeit, einen Vortrag am Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) abzuhalten.
Frau Spann präsentierte in der Sektion Gesundheits- und Medizinsoziologie, einer Dreiländerfachtagung mit Kooperation des ÖGS, des deutschen DGS und Schweizer SGS. Der Kongress fand unter dem Titel „Kritische Zeiten“ von 3. bis 5. Juli an der Wirtschaftsuniversität in Wien statt. Aus soziologischer Perspektive wurden eine Vielzahl an aktuellen Krisen, etwa die Klima- und Energiekrise, der Krieg in der Ukraine und die zunehmende Wissenschaftsskepsis beleuchtet.
In der Sektion Gesundheits- und Medizinsoziologie war die Versorgungskrise im Gesundheitssystem mit ihren Formen, Ursachen und Auswirkungen Thema. Dazu konnte Fr. Prof.in Dr.in Emma Dowling als Keynote Speakerin gewonnen werden. Sie ging der Fragen nach, warum sich die Krise gesellschaftlicher Pflege- und Sorgearrangements immer weiter zuspitzt und wie diese Krise überwunden werden kann (dazu auch ihr aktuelles Buch The Care Crisis, Verso Verlag, 2021).
Der Vortrag von Frau Spann hatte den Titel Vereinbarkeit von Angehörigenpflege und Berufstätigkeit - Technologie als Lösung in der Versorgungskrise zu Hause? Der Vortrag basierte auf ihrer Forschungstätigkeit im Rahmen meines Doktoratsstudiums in Großbritannien.
Pflegende Angehörige leisten einen fundamentalen Beitrag zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen, die zu Hause gepflegt werden. Schätzungen aus Großbritannien zufolge entspricht diese unbezahlte Arbeit im Wert dem Jahresbudget des gesamten britischen Gesundheitswesens. Angesichts der Versorgungskrise im britischen Langzeit- und Hauskrankenpflegebereich steigt der Bedarf an Pflege zu Hause durch Angehörige.
Ein Großteil dieser Menschen muss die Angehörigenpflege mit ihrer Berufstätigkeit in Einklang bringen. Besonders Angehörige von Menschen mit Demenz stellt das vor spezielle Herausforderungen. Elektronische und digitale Technologien können diese Herausforderungen mildern, den Mangel an Langzeit- und Hauskrankenpflege Angeboten bis zu einem gewissen Grad kompensieren und unter den richtigen Voraussetzungen einen transformativen Effekt auf pflegende Angehörige und Menschen mit Demenz haben. Viele pflegende Angehörige sind sich jedoch des Potenzials von Technologie für die bessere Vereinbarkeit von Angehörigenpflege und Berufstätigkeit nicht bewusst.
Gerade die Pflege kann hier eine wichtige Rolle als Wegweiser einnehmen, indem sie Bedürfnisse pflegender Angehöriger und gepflegter Personen erfassen und mit den Vor- und Nachteilen diverser technologischer Angebote abstimmen kann. Dennoch darf Technologie nicht als Allheilmittel oder Alternative zu dringend benötigten Reformen und Budgetaufstockungen im Langzeit- und Hauskrankenpflege gesehen werden.