KI-Unterstützung zur Tumorerkennung

Das von der Europäischen Kommission mit € 6 Millionen dotierte Horizon Europe Projekt CLASSICA beschäftigt sich mit der Einführung und klinischen Validierung einer auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Software, die während endoskopischer Eingriffe die Erkennung und Differenzierung bösartiger Geschwülste im Darm ermöglicht.
Das Projekt wird von Professor Ronan Cahill des University College Dublin (UCD) und dem Mater Misericordiae Universitätsspital Dublin, Irland, geleitet. Die klinische Validierung dieser neuwertigen Technologie findet an fünf führenden Darmkrebszentren in Europa statt: die Abteilung für Chirurgie unter der Leitung von Primarius Prof. Dr. Felix Aigner am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz ist eines davon.

Die KI basierte Technologie hilft dem Chirurgen, in Echtzeit während der Operation von großen Polypen im Mastdarm zwischen gut- und bösartigem Gewebe zu unterscheiden. Dabei erkennt die Software Unterschiede im Färbeverhalten von unterschiedlichen Geweben nach Gabe von Floureszenzfarbstoffen (Indocyaningrün, ICG), die in der Chirurgie regelmäßig eingesetzt werden. „Diese Technik, kombiniert mit der Expertise unserer Chirurgen, wird postoperative Komplikationen durch übermäßige Entfernung von vermeintlich erkranktem Gewebe einerseits und das Risiko der Wiederkehr eines Tumors andererseits reduzieren“, so der Studienkoordinator in Graz Primarius Prof. Felix Aigner. „Die Durchführung eines solchen Mammutprojektes ist nur mit der Motivation aller Mitarbeiter in meinem Team sowie der unermüdlichen und hochprofessionellen Unterstützung unseres Studienbüros unter der Leitung von DGKP Gabriele Moitzi möglich,“ unterstreicht Felix Aigner.

Projektstart war im Mai 2022 und in den nächsten zwei Jahren wird diese neue Technologie der Tumorerkennung in klinischen Studien mit 500 Patienten europaweit angewendet werden. Darmkrebs als der dritthäufigste Tumor weltweit mit der zweithäufigsten Todesursache ist das primäre Anwendungsgebiet dieser KI-basierten Technik. „Die Methoden und Technologien, die wir hier erforschen dürfen, haben ein immenses Potential, die Krebstherapie auch an anderen Körperregionen in Zukunft maßgeblich beeinflussen zu können“, zeigt sich Aigner optimistisch, „ich freue mich, dass die Barmherzigen Brüder hier wegbereitend sein werden.“

Das Arbeitstreffen fand mit allen Projektpartner im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Graz statt um die bisherigen Ergebnisse zu besprechen und die Entwicklung der KI voranzutreiben. Eine Anwendung der KI-Software zur Analyse eines Operationsvideos während einer Live-Operation wurde erstmalig hier in Graz durchgeführt. Eine Podiumsdiskussion zum Thema „The use of AI in Medicine“, bei der Chirurgen als Anwender, KI-Experten als Entwickler und Juristen als Rechtsexperten über die Anwendung von KI in der Medizin diskutierten, zusätzlich mit lokalen Expert*innen Prof. Elisabeth Lex von der Technischen Universität Graz und Univ.-Prof. Dr. Robert Sucher, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie an der Meduni Graz rundete das Treffen ab.

Projektwebsite: classicaproject.eu
Updates über CLASSICA auf LinkedIn @CLASSICA project.