Nach dem körperlichen Entzug auf unserer Therapiestation und einem drogenfreien Harn wechseln unsere Patientinnen und Patienten mit einem Übergangsritual in die Entwöhnung (Kurzzeittherapie: 84 Tage).
Die Entwöhnung wird in drei Phasen eingeteilt:
1) Die Orientierungsphase |
Die Orientierungsphase, die zwei Wochen dauert, dient dem gemeinsamen Entscheidungsprozess von Patient/in und Team, ob eine Kurzzeittherapie die richtige Behandlungsform ist. Ein Kernteam ist für einen Patient/eine Patientin zuständig. Es besteht aus dem Fall führenden Personen: Psychotherapeut/in, Psychologe/Psychologin, Diplomsozialarbeiter/in und je einem/einer Therapeut/in der anderen Berufsgruppen. Die Sozialarbeit nimmt in jeder Phase einen großen Raum ein.
Am Beginn der Orientierungsphase trifft sich das Kernteam. Es formuliert die Zielsetzung und erstellt einen Therapieplan. Der Patient/die Patientin bringt seine/ihre Ziele und Vorstellungen mit ein.
In der Orientierungsphase gibt es vermehrt Einzelgespräche, um die Motivation für die Entwöhnung abzuklären. Weiters werden von den verschiedenen Berufsgruppen individuelle Beschäftigung und Therapie angeboten. Am Ende der Orientierungsphase trifft sich das Kernteam zu einer Reflexion mit dem Patienten/der Patientin, um zu entschieden, ob eine Kurzzeittherapie Sinn macht. Der Patient/die Patientin muss begründen, warum er/sie die Therapie machen will und was seine/ihre individuellen Ziele sind.
In der Orientierungsphase beginnt der Patient/die Patientin Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Er/sie kann zwei Mal pro Woche telefonieren.
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2) Die Aktionsphase |
Bei Aufnahme in die Therapie kann der Patient/die Patientin ab dem 2. Wochenende Besuche bekommen. Es geht um ein behutsames Andocken an die Außenwelt. In dieser Phase werden neben den therapeutischen Einzel- und Gruppensitzungen auch Beschäftigungsprojekte gestartet.
Im ersten Monat der Aktionsphase finden die Aktivitäten auf der Station oder im Umfeld statt. Der Patient/die Patientin braucht noch den Schutz, denn ein drogenfreies Leben ist für ihn/sie eine Herausforderung. Der Suchtgedanke ist noch vorhanden. Durch die verschiedenen Therapieangebote z. B. Ergotherapie, Sportangebote, Keramik, Malen usw. bekommt der Patient/die Patientin Unterstützung und Ablenkung und die Möglichkeit neue Fertigkeiten zu entdecken.
Die ersten Kontakte zur Außenwelt werden in den Therapiestunden vorbereitet und danach reflektiert. Mit Ende des 1. Monats beginnt die Zeit, wo der Patient/die Patientin Ausgänge bekommt.
Die ersten Kontakte mit der alten gewohnten Umgebung zeigen dem Patienten/der Patientin , wo er/sie in seinem/ihrem Prozess steht.
Der Patient/die Patientin nimmt an Beschäftigungsprojekten außerhalb der Station teil.
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3) Die Integrationsphase |
Mit einem Wochenende zu Hause beginnt die Realitätsprüfung. Zentrale Fragen: Wie komme ich wirklich draußen zurecht? Wo stehe ich in meinem Prozess? Konkrete Schritte der Arbeitssuche werden eingeleitet. Der Patient/die Patientin geht zu Bewerbungsgesprächen oder sucht Kontakt zu weiterführenden Betreuungseinrichtungen.
Psychotherapeutische Einzelgespräche und Gruppengespräche sind in dieser Phase besonders wichtig, weil die Auseinandersetzung mit der Realität reflektiert werden muss. Ebenso werden Zukunftsperspektiven erarbeitet.
In der Zeit der Entwöhnung werden die Bezugspersonen zu Gesprächen eingeladen. Die Bezugspersonen wollen teilhaben am Prozess, damit sie ihre Tochter/ihren Sohn/ihren Partner verstehen und unterstützen können. Gemeinsame Perspektiven für die Zeit nach dem Aufenthalt sollen entwickelt werden.
Am Ende der Therapie steht ein ritualisiertes Abschiednehmen. Im Kernteam findet ein ausführliches Abschlussgespräch statt, in dem der gesamte Entwicklungsprozess von Entzug und Entwöhnung mit dem Patienten/der Patientin reflektiert wird. Eine offizielle Verabschiedung von den EntwöhnpatientInnen findet statt.
Alle, die den Entzug oder die Entwöhnung geschafft haben, werden in die Nachbetreuungsgruppe eingeladen.
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Begleitende Freizeitangebote und Projekte
In der Entwöhntherapie gibt es noch zusätzlich zu den fixen Therapieangeboten einerseits individuelle Projekte und andererseits verschiedenste Freizeitangebote, die den Patienten/die Patientin unterstützen sollen, Interessen und eigene Ressourcen wieder zu entdecken.
Realisierte Projekte: Ziel ist es, den Patienten die Möglichkeit zu geben, sich aktiv und kreativ einzubringen und Angefangenes bis zum Ende durchzuziehen und dann das Ergebnis zu präsentieren.
Aktionstheater |
In Zusammenarbeit mit einer Theaterpädagogin wurde ein Aktionstheater (FROST) gemeinsam mit PatientInnen erarbeitet und unter Einbezug der Öffentlichkeit mehrmals aufgeführt.
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Neugestaltung Entspannungsbad |
Über mehrere Monate hinweg wurde das Entspannungsbad im Haus mit einem Mosaik verschönert.
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Errichtung einer Bibliothek |
Es wurde eine Bibliothek gemeinsam eingerichtet und mit Lesungen von Patientinnen und Patienten feierlich eröffnet.
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Vernissagen & Ausstellungen |
Immer wieder gibt es interne Vernissagen und Ausstellungen von Bildern und Objekten, die von unseren Patientinnen und Patienten in den Therapien gestaltet wurden.
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Einrichtung eines Musikraumes |
Ein Musikraum wurde eingerichtet, die Einrichtung mit den Patientinnen und Patienten gemeinsam eingekauft und der Raum mittels Graffiti gestaltet.
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Freizeitangebote: Der Begriff Freizeitorganisation bedeutet, dass die Patientinnen und Patienten wieder lernen sollen, ihre Freizeit selbstständig zu gestalten. Es werden Anregungen geboten, die ein Ausprobieren und Kennenlernen unterstützen und dem Entdecken von neuen Möglichkeiten dienen sollen. Ziel ist es, den Patientinnen und Patienten die Möglichkeit zu geben, neue Erfahrungen zu sammeln bzw. alte Erfahrungen wieder aufzufrischen.
Klettern, Reiten, Wanderungen, Instrumentenbaukurse (Didgeridoobau) ... |
... sollen einerseits den Mut und die Kraft des/der Einzelnen und andererseits das gemeinsame Erlebnis fördern. |
Gemeinsame Freizeitaktivitäten |
Gemeinsames Musizieren, der Ausflug in ein Freibad, der Besuch eines Museums, gemeinsames Grillen am Lagerfeuer, ein Kaffehausbesuch ... wir sind bemüht im Rahmen der therapeutischen Gemeinschaft realitätsbezogen und individuell zu agieren.
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