Gabriel (Camillo) Graf von Ferrara

Berühmter Chirurg und Ordensmann

 

Gabriel Ferrara (um 1543 bis 1627)


 

Lebenslauf

Diese Gründergestalt des Ordens nördlich der Alpen war Spross einer in Oberitalien weit verzweigten Adelsfamilie. Ihre Mitglieder waren vornehmlich Beamte, Kaufleute, Lehrer und Geistliche.

Camillo war Chirurg und bereits in jungen Jahren Leibarzt des Herzogs Francesco Maria II. delle Rovere von Urbino (1574 bis 1621) in Pesara. Die Kunst der Chirurgie stand damals in Italien in hohem Ansehen. Er machte sich durch seine Behandlungsmethoden in der Peszeit einen Namen. Auf dem Gebiet der Destillationskunst besaß er hervorragende Kenntnisse.


Ordenseintritt

Nach Mailand zurückgekehrt, ist er 1591 schon Mitglied des Konventes. Er nahm den Ordensnamen Fra Gabriele an und legte 1595 sein Ordensgelübde ab. Bald wurde er einer der führenden Männern des jungen Ordens in Italien.

 

 

Nuova selva di Cirurgia – chirurgisches Standardwerk für Jahrzehnte

Während der ersten Zeit im Orden wurde die erste Ausgabe seines chirurgischen Werkes „Nuova selva di Cirurgia, divisa in due parti“ 1596 in Venedig gedruckt, die bald vergriffen war. Eine Neuauflage wurde erforderlich. Diese ist bereits in Rom, wohin Fra Gabriele von der Ordensleitung versetzt worden war, erschienen. Der erste Teil behandelt die Chirurgie, der zweite die Medikamente und der dritte beschäftigt sich mit den Figuren und Gefäßen der Destillation.

 

Weitere Auflagen erschienen wieder in Venedig, und er schrieb, durch die Pest 1611 in Rom veranlasst, einen vierten Teil, in dem er seine Erfahrungen in der Bekämpfung der Seuche darlegte. Noch 1696, also 100 Jahre nach der ersten Auflage, erfolgte dort eine weitere Ausgabe. Der deutsche Arzt Peter Uffenbach übersetzte sie 1625 ins Lateinische. So wurde sie in Frankfurt gedruckt und erlebte zwei weitere Auflagen. Noch der Armeechirurg Maria Theresias und Joseph II., Alessandro Brambilla, wusste dieses Werk zu schätzen.

 

 

In Leitungsfunktionen des Ordens
In Rom erfolgte sein rascher Aufstieg in verantwortungsvolle Ämter. Er wurde Prior des Klosters mit dem Hospital auf der Tiberinsel und er wurde im 1602 zum Provinzial von Rom und Mailand erwählt. Alsbald war er Mitglied der Generalleitung des Ordens.


Er wurde vom Orden vor allem mit der Neugründung von Hospitälern betraut. Seit 1605 war er auch Generalvikar für alle Niederlassungen nördlich der Alpen geworden, deren erste, jene in Feldsberg 1605, durch die Übernahme des kleinen Hospitals durch P. Cassinetti entstanden war.

 

Das Jahr 1608 führte ihn nach Krakau. Er war von den Polen dringend gebeten worden, den König zu heilen. Sie fürchteten, der Tod des Königs würde einen Bürgerkrieg auslösen. Er erkannte das „Fieber“ des Königs und konnte ihn heilen.


Die dankbaren Bürger Krakaus stifteten 1609 ein Hospital, das Stammhaus einer großen Provinz wurde, die bis nach Litauen und Weißrussland reichte, aber durch die später erfolgten Teilungen Polens vorübergehend zugrunde ging.

 


Gründung von Ordensniederlassungen in Österreich

Die für Österreich wichtige Wende im Leben des Chirurgen und Ordensmannes war seine Entsendung  nach Wien, da Kaiser Matthias sich für Wien ein Spital wünschte.

 

Er traf im Oktober 1613 in Wien mit zwei Mitbrüdern ein, wovon einer Priester war, und sie wohnten vorübergehend im Bürgerspital. Ihre Ankunft fand nicht ungeteilte Zustimmung. Um sich selbständig zu machen, erwarb Ferrara das Haus eines Dr. Thaller im „Unteren Werdt“ und die Brüder konnten es als Spital mit anfangs wenigen Betten einrichten. Ferrara fand im Jesuitenorden in Wien ein große Stütze.


Als besonders bedeutungsvoll erwies sich die Heilung des Bruders des Erzherzogs und späteren Kaisers Ferdinand II. Dieser Kaiser wurde ihm ein persönlicher Freund und zugleich der größte Förderer des Ordens. Die Heilung war bekanntlich der Anlass zur Gründung des Grazer Hospitals 1615.


Die bald darauf erfolgten Gründungen in Salzburg und im Lavanter Bischofsitz in St. Andrä waren nicht von bleibender Dauer. Anders in Prag, wo die Brüder nach der Schlacht am weißen Berg ein Hospital errichten konnten. Ferrara und seine Brüder waren 1620 dem kaiserlichen Heer als Feldchirurgen gefolgt. 1622 schickte Ferrara zwei Brüder nach Neuburg an der Donau, wo der Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg diesen ein ihm gehörendes Haus zuwies.

 

Im Jahre 1625 war der Rat der Stadt Triest, die zu den habsburgischen Erblanden zählte, an Ferrara herangetreten, die Betreuung des Hospitals von San Giusto zu übernehmen. Diese Ausweitung war durch den bald zahlreich einsetzenden Ordenseintritt Einheimischer möglich geworden.

 

Als Gabriel Ferrara nach 13 Jahren in Wien am 15. Jänner 1627 starb, hatte er durch seine Heilungserfolge begünstigt, ein Hospitalwesen begründet, das in den folgenden Jahrhunderten vor allem auch den Armen offen stand.

 

Österreichische Ordensprovinz des Hospitalordens des heiligen Johannes von Gott
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1020 Wien

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