Stroke Unit feiert 10-jähriges Jubiläum
Eingespieltes Team und langjährige Erfahrung
Angefangen hat die Abteilung damals mit etwa 262 Schlaganfallpatient*innen pro Jahr, inzwischen behandelt das Team der Stroke Unit im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder jährlich rund 645 Schlaganfälle. Das interprofessionelle Team besteht aus Fachärzte für Neurologie, speziell ausgebildete Pflegekräfte (sogenannte „Stroke Nurses“) sowie Physio-, Ergo-, Sprachtherapeuten und Neuropsychologen – arbeiten auf der Stroke Unit im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Hand, um die Patient*innen optimal zu versorgen. „Wir haben hier ein perfekt eingespieltes, multiprofessionelles Team; und auch unsere langjährige Erfahrung im Bereich der Schlaganfallversorgung kommt den Patienten zugute“, betont Primar der neurologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien, Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lang.
Studien bestätigen: Weniger Todesfälle und bleibende Behinderungen
Ein Schlaganfall ist meist die Folge eines plötzlichen Verschlusses einer Hirnarterie. Die Versorgung der Patient*innen erfolgt auf einer Spezialstation, der Stroke Unit. „Es konnte in Studien nachgewiesen werden, dass sowohl Tod als auch Behinderung reduziert werden, wenn die PatientInnen sofort auf spezialisierten Stationen betreut werden“, erläutert der Primar der neurologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien, Univ.-Prof. Dr. Wilfried Lang. Alle diagnostischen und therapeutischen Methoden zur Behandlung sind auf unserer Stroke Unit im 24-Stunden-Betrieb sofort verfügbar. „Wenn das Gehirn mit seinen vielen Funktionen betroffen ist, dann sieht bei jedem Menschen, der einen Schlaganfall hat, die Situation etwas anders aus.“ Deshalb arbeiten auf der Stroke Unit Pflegepersonen, Ärzt*innen, Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen sowie Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen Hand in Hand.
Neues Diagnose-Schema entwickelt
Besonders entscheidend ist bei der Behandlung eines Schlaganfalls der Zeitfaktor. Die Barmherzigen Brüder in Wien haben deshalb ergänzend zum FAST-Test, mit dem ein Schlaganfall erstdiagnostiziert werden kann, ein Diagnose-Schema entwickelt, mit dem noch vorab die Schwere eingeschätzt wird und die PatientInnen sofort zur Behandlung ins passende Krankenhaus gebracht werden können. Durch medikamentöse Behandlung, einer Thrombolyse, kann ein Gefäßverschluss innerhalb eines kurzen Zeitfensters aufgelöst und die Durchblutung wiederhergestellt werden. Ist eine große Hirnarterie betroffen, lässt sich der Verschluss durch die sogenannte endovaskuläre Therapie entfernen. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüdern ist eines von drei Zentren in Wien, in denen diese Behandlung möglich ist.
Studie zur Schlaganfall-Nachsorge
Wie entscheidend diese Nachsorge ist, hat eine große Studie mit über 2.000 Personen gezeigt, die von 2014 bis 2018 vom Brüderkrankenhaus in Wien und Uniklinik in Innsbruck durchgeführt wurde. „Wir haben die Hälfte der Patient*innen nach Hause entlassen mit allen Empfehlungen, die man üblicherweise gibt. Die andere Hälfte haben wir nach drei Monaten noch einmal zu uns ins Spital geholt und die Behandlung optimiert. Nach einem Jahr hatten die Patient*innen mit dieser einmaligen ambulanten Nachsorge ein viel besseres Ergebnis, waren mobiler und ihre Lebensqualität hatte sich verbessert“, erläutert Prof. Lang. Das Gesundheitsministerium hat daraufhin eine medizinische Einzelleistung eingeführt, sodass heute alle Schlaganfall-Patient*innen nach drei Monaten erneut im Krankenhaus untersucht werden können.
Daten retten Leben
2002 entstand auf Initiative von Prof. Wilfried Lang das Österreichische Stroke Unit-Register, in dem die Daten aus allen Schlaganfallstationen des Landes erfasst werden. „Wenn man die eigenen Prozesse versteht, dann versteht man auch, was man verbessern kann. Wenn man nichts misst, kann man nichts verbessern“, ist seine Überzeugung. Mittlerweile gibt es beispielsweise auch die Möglichkeit Krankengeschichten österreichweit anonym zu verknüpfen und daraus Erkenntnisse zu gewinnen. So sei es möglich in allen Handlungsfeldern der Schlaganfall-Behandlung den Fortschritt darzustellen und zu optimieren. „Ich glaube, dass wir in Österreich eine gute Datenbasis haben und unsere Modelle auch international beachtet sind. Wir können da wirklich ein Musterland werden“, meint Prof. Wilfried Lang abschließend.
Stroke Unit im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien
Die Stroke Unit (Spezialeinrichtung für Schlaganfälle) des Krankenhauses werden täglich durchschnittlich drei bis vier Schlaganfallpatienten aufgenommen. Die Abteilung verfügt über eine spezielle Schlaganfallstation mit sieben Stroke Unit Betten und 16 angeschlossenen Rehabilitationsbetten sowie eine eigene Station für geriatrische Patient*innen.