Aus für topische Diclofenac-Arzneimittel
Damit setzt das Haus, parallel zum Weltapothekentag 2025, ein klares Zeichen für nachhaltige Medizin und Patientensicherheit.
Der Weltapothekertag am 25. September 2025 hebt die zentrale Bedeutung der Apotheken in der Gesundheitsberatung und im verantwortungsvollen Umgang mit Arzneimitteln hervor. Das Elisabethinen-Krankenhaus setzt daher einen besonderen Fokus auf die Sensibilisierung seiner Mitarbeitenden und Patient:innen für diese Themen und fördert aktiv eine nachhaltige Arzneimittelanwendung.
Im Zuge dessen rückt der Wirkstoff Diclofenac in den Mittelpunkt. Er wird häufig gegen Schmerzen und Entzündungen eingesetzt, vor allem in Form von Gels und Cremes bei leichten Beschwerden an Gelenken oder der Haut. Da diese Präparate meist rezeptfrei erhältlich sind und in den Medien stark beworben werden – mit dem Versprechen von Schmerzfreiheit bei Bewegung – sind sie besonders bei Freizeitsportler:innen weit verbreitet.
Diclofenac: Wirkstoff mit begrenztem Nutzen
Zahlreiche Studien belegen, dass topisch angewendetes Diclofenac (von topischer Therapie spricht man, wenn man ein Medikament nur lokal, z.B. in Form von Salben oder Cremes auf die Haut aufträgt) in den meisten Fällen keinen therapeutischen Vorteil gegenüber Placebo bietet. Der Grund ist, dass nur etwa 4 % des auf die Haut aufgetragenen Diclofenacs vom Körper absorbiert werden. Die Fachinformation eines höher dosierten Produkts nennt eine Bioverfügbarkeit von circa 4,5 %. Das bedeutet, dass der Großteil des Wirkstoffs keine medizinische Wirkung entfalten kann. Für den Behandlungserfolg ist zudem die richtige Anwendung entscheidend: Eine ausreichende Konzentration und Verweildauer des Wirkstoffs auf der Haut sind notwendig. Auch physiotherapeutische oder psychologische Effekte durch das Einreiben könnten eine subjektive Besserung begünstigen.
Umweltbelastung durch Diclofenac – Wischen statt Waschen
Der Verbrauch an topischen Diclofenac-Präparaten ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen – unter anderem durch intensive Werbung. Nach der Anwendung verbleibt das Gel oft auf der Haut oder den Händen. Wird die Kleidung vor vollständiger Absorption nicht entfernt, können Reste auf die Kleidung gelangen. „Ein Großteil des aufgetragenen Diclofenacs verbleibt allerdings auch auf den Händen. Wird die Haut anschließend gewaschen, gelangt der Wirkstoff über das Abwasser in die Umwelt“, erklärt Mag. pharm. Dr. Iris Wille, Leiterin der Anstaltsapotheke. Studien zeigen, dass die umweltgerechte Praxis des Abwischens mit einem Papierhandtuch und die fachgerechte Entsorgung im Restmüll den Eintrag von Diclofenac ins Abwasser um bis zu 60 % reduzieren können. Daher ist es besonders wichtig, Anwender:innen über diese Problematik aufzuklären und eine gründliche Schulung zur richtigen Anwendung durchzuführen.
Entwicklung und Entscheidung im Krankenhaus
Während der vergangenen Jahre ist die Verschreibung von oral und intravenös verabreichtem Diclofenac deutlich gesunken. Dennoch besteht weiterhin eine Problematik durch die topischen Präparate.
Im März 2025 hat die Arzneimittelkommission des Elisabethinen-Krankenhauses die Umweltbelastung durch Diclofenac erneut diskutiert. Nach umfassender Beratung wurde einstimmig beschlossen, alle Diclofenac-haltigen Gelen und Cremes ersatzlos von der Arzneimittelliste zu streichen. „Damit setzen wir ein klares Zeichen für Patientensicherheit und Umweltschutz“, so die Kaufmännische Direktorin und CSR-Managerin des Krankenhauses Mag. Dr. Elke Haber, MBA, unterstützend.

Gestrichen: Das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt setzt ein Zeichen für Umwelt- und Patient:innensicherheit und streicht topische Diclofenac-haltige Arzneimittel
Hintergrund: Umwelt- und Tierschutz
„Die Belastung der Umwelt durch Diclofenac ist inzwischen ein bedeutendes Thema“, erklärt Mag. pharm. Dr. Iris Wille. „In Gewässern nachgewiesen, schädigt der Wirkstoff aquatische Organismen und beeinträchtigt die Tierwelt erheblich. Besonders in Ländern wie Indien führte der Einsatz bei Nutztieren zu massenhaften Sterben, vor allem bei Geiern, die Kadaver mit belastetem Fleisch fraßen. Auch in Europa ist die Umweltwirkung zunehmend sichtbar.“
Verantwortung im Klinikalltag
Obwohl Schmerzmittel im Behandlungsalltag unverzichtbar sind, ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei topischem Diclofenac fraglich. Die Pharmazeutin betont: „Wir setzen auf Alternativen und sensibilisieren Mitarbeitende sowie Patient:innen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten. Insbesondere die richtige Entsorgung – etwa durch Wischen statt Waschen – ist entscheidend, um Umweltbelastungen zu minimieren.“
Nachhaltigkeit als Leitprinzip
Mit dieser Entscheidung möchte das Elisabethinen-Krankenhaus das Bewusstsein für nachhaltiges Medikamentenmanagement stärken und einen aktiven Beitrag zum Schutz unseres Ökosystems leisten. Die Verpflichtung zu ökologischem Verantwortungsbewusstsein verbindet das Haus mit seinem Ziel, Medizin innovativ und nachhaltig zu gestalten.
Erfüllung der UN Sustainable Development Goals (SDG)
Mit den Bemühungen rund um das Thema „CFE-Zertifizierung“ trägt das Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt auch zu 7 der insgesamt 17 „Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen bis 2030“ (SDGs) bei. Diese definieren das Erreichen von globalen und nachhaltigen Zielen.

Ziel 3 Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

Ziel 6 Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen

Ziel 12 Nachhaltiger Konsum und Produktion

Ziel 13 Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.

