Zurück ins Leben dank neuer Parkinson-Pumpe
Die bahnbrechende Methode zur Behandlung von Parkinson- Patienten lindert durch die kontinuierliche Abgabe von Medikamenten Symptome effektiv. Sie ermöglicht eine präzise Dosierung und verbessert die Lebensqualität der Betroffenen deutlich.
„Es ist wie Tag und Nacht, schon wenige Stunden nachdem ich die Pumpe bekommen habe konnte ich mich wieder normal bewegen. Es war nicht nur eine kleine Verbesserung, ich fühle mich wie ein 30-Jähriger. In den letzten Jahren fiel mir das Gehen nicht nur schwer, ich konnte auch nicht gleichzeitig reden. Das geht jetzt wieder, es ist unglaublich“, beschreibt der 65-jährige Pensionist das neue Lebensgefühl.
Pumpe verändert alles
„Wir haben lange auf die Möglichkeit, das neue System einzusetzen gewartet. Ende 2023 ist die Pumpe mit dem neuen Wirkstoff Foslevodopa schließlich auch in Österreich zugelassen worden. Das Medikament wird mittels einem Schlauch und einer kleinen Nadel subkutan, das heißt unter die Haut, ins Fettgewebe abgegeben. Bisher mussten Langzeitpatienten regelmäßig Tabletten einnehmen. Das Problem war, dass diese eine halbe Stunde vor und eine Stunde nach einer Mahlzeit genommen werden mussten. Doch je länger die Krankheit anhält, umso häufiger müssen die Tabletten eingenommen werden, teilweise alle drei Stunden, da wird die Koordination kompliziert. Zudem kämpfen Langzeitpatienten auch mit Wirkungsschwankungen, d.h. die Wirkung der Tabletten setzt nicht mehr sofort ein. Dank der neuen Pumpe sind diese Probleme Vergangenheit“, erklärt Oberärztin Dr. Selina Haas, die Leiterin der Ambulanz für Parkinsonkrankheit und Bewegungsstörungen.
Auch Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Lampl, Leiter der Neurologie spricht von einem Game-Changer und erklärt: „Das neue Therapeutikum darf angewendet werden bei Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit mit schweren motorischen Fluktuationen und Hyper- oder Dyskinesie, wenn verfügbare Kombinationen von Antiparkinsonmitteln nicht zu zufriedenstellenden Ergebnissen geführt haben. Die Dosierung wird individuell festgelegt.“
„Bin unglaublich dankbar“
Für Josef Katzengruber hat ein neues Leben begonnen: „Ich bin Dr. Haas sehr dankbar, dass ich diese Chance bekommen habe. Seit meiner Diagnose 2013 musste ich auf viel verzichten. Meine Frau und ich sind früher gerne Tanzen gegangen oder in die Therme gefahren, das war die letzten Jahre nicht mehr möglich. Sogar Familientreffen haben mich körperlich sehr angestrengt. Jetzt habe ich wieder neue Kraft. Vielleicht können wir sogar wieder das Tanzbein schwingen.“
Hintergrundinfos:
Die Parkinsonkrankheit zählt weltweit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen, mit bis zu 20.000 Betroffenen in Österreich. Die Symptome sind Bewegungsstörungen wie Zittern, Muskelsteifheit und langsame Bewegungen. Grundlage ist ein schleichender Verlust von Dopamin-haltigen Nervenzellen im Gehirn. Der Dopaminmangel führt zu den charakteristischen Symptomen, die durch Medikamente gelindert werden können. Zu Beginn kann eine angemessene Medikation den Patienten ermöglichen, über viele Jahre ein Leben ohne bedeutende Einschränkungen zu führen. Im Verlauf nimmt jedoch die Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit zu, wodurch die Medikamente immer wieder an die Symptome angepasst werden müssen.
Im fortgeschrittenen Stadium leiden die Patienten zudem unter Schwankungen der medikamentösen Wirkung – eine zusätzliche Belastung. Pumpensysteme sorgen für eine kontinuierliche Dosierung der Medikamente und gleichen so die Schwankungen aus, was Parkinson-Patienten einen signifikanten Zugewinn an Lebensqualität bringt.
Die Pumpe wird stationär bei den Barmherzigen Brüdern angelegt. Zwischen zwei und drei Tagen verbringen die Patienten im Krankenhaus, in dieser Zeit wird die Pumpe richtig eingestellt und der Patient eingeschult. „Nadel, Schlauch und Pumpensystem sind permanent angehängt, die Pumpe ist leicht zu bedienen, es gibt drei verschiedene Stufen, die je nach Bedürfnis und Tagesablauf variiert werden können“, so die Neurologin.