Inklusive Bildung für Flüchtlinge mit Behinderungen: Überwindung von Barrieren und Förderung der Integration
„Ausbilder*innen spielen eine zentrale Rolle bei der sprachlichen Integration von ukrainischen Vertriebenen. Sie unterstützen dabei, Kommunikations-barrieren zu überwinden – zum Beispiel, indem sie vermitteln, wie Dolmetscher*innen gebucht werden können“, erklärt Mag. (FH) Stefanie Breiteneder, Leiterin des Gesundheitszentrums für Gehörlose und Menschen mit Hörbeeinträchtigung bei den Barmherzigen Brüdern Linz.
Das Gesundheitszentrum ist Teil des Instituts für Sinnes- und Sprachneurologie, das wiederum zum Krankenhaus der Barmherzige Brüder Linz gehört. Als Fachambulanz 1993 für gehörlose Menschen gegründet, beschäftigt das Institut für Sinnes - und Sprachneurologie heute mehr als 350 Fachkräfte.
Das Gesundheitszentrum für Gehörlose und Menschen mit Hörbeeinträchtigung bietet barrierefreie und ganzheitliche Gesundheitsversorgung sowie soziale und pädagogische Dienstleistungen an. Stefanie Breiteneder und ihr Team unterstützen Menschen mit Kommunikationsbarrieren – wie beispielsweise ukrainische gehörlose Flüchtlinge – dabei ihr Potenzial zu entfalten um sich vollständig in die Gesellschaft integrieren zu können.
„Menschen mit Behinderungen, insbesondere solchen, die nicht sofort sichtbar sind, werden in der Gesellschaft häufig zu wenig wahrgenommen“, sagt Stefanie Breiteneder weiter. „Es bedarf kontinuierlicher Sensibilisierung und Aufklärung, um auf die besonderen Bedürfnisse dieser Gruppe hinzuweisen.“ Sie betont, dass der Einsatz von Gebärdensprachdolmetscher*innen und Relay-Dolmetscher*innen oder von technischen Hilfsmitteln, wie beispielsweise visuellen Feueralarmen, wesentlich zur Sicherstellung der Teilhabe und Sicherheit von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen beiträgt.
Inklusive Bildung als Gewinn für alle
Inklusive Bildung ist nicht nur eine Maßnahme für eine spezifische Zielgruppe, sondern ein Konzept, von dem alle profitieren. Stefanie Breiteneder verweist auf das PUENTE-Projekt, das aufzeigt, wie inklusive Bildungsansätze den Lernprozess aller Lernenden fördern können. So helfen beispielsweise Audiodateien nicht nur blinden Menschen, sondern auch sehenden Personen, die richtige Aussprache zu erlernen.
Dringender Handlungsbedarf
Laut einer Studie des PUENTE-Projekts* sowie des UNHCR stehen ukrainische Flüchtlinge, insbesondere solche mit Behinderungen, nach wie vor vor erheblichen Herausforderungen. Der Mangel an Informationen und psychologischer Unterstützung bleibt eines der größten Hindernisse. Zudem geben 87 % der ukrainischen Flüchtlinge an, dass sie - insbesondere im Bereich Bildung, Gesundheitsversorgung und Zugang zu Informationen - dringende offene Bedarfe haben.
„Inklusion bereichert das Lernen aller und stärkt die Gemeinschaften - auch über Landesgrenzen hinweg“, betont Stefanie Breiteneder abschließend.
*Die Barmherzigen Brüder Linz sind Teil des PUENTE-Projekts, einer von der EU geförderten Initiative. In einem Netzwerk von sieben Einrichtungen der Barmherzigen Brüder wird an der Entwicklung eines innovativen, transnationalen und nicht-formalen Ausbildungskurses gearbeitet. Dieser richtet sich an Pädagog*innen, Sozialbetreuer*innen und alle Interessierten, die mit den besonderen Herausforderungen und Fragen von ukrainischen Vertriebenen konfrontiert sind.
