Malnutrition: Warum richtige Ernährung entscheidend ist
„Viele Menschen verbinden Mangelernährung vor allem mit Hunger in anderen Teilen der Welt. Doch auch hier in Österreich ist sie ein ernstes Problem“, erklärt Josef Wiesinger, Diätologe am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz. „Fast jede/r dritte Patient:in über 65 Jahre in österreichischen Krankenhäusern leidet an Mangelernährung. Die Konsequenzen reichen von einer erheblich reduzierten Lebensqualität bis hin zu einer erhöhten Sterberate infolge von Komplikationen.“
Die Ursachen für Mangelernährung sind vielfältig und nicht immer allein auf eine unzureichende Nahrungsaufnahme zurückzuführen. Akute und chronische Erkrankungen wie Krebs, Darmerkrankungen, Herzinsuffizienz oder altersbedingte Einschränkungen sind häufig Auslöser. Auch psychische Faktoren wie Depressionen oder Einsamkeit sowie physische Einschränkungen, etwa Schmerzen oder eine gestörte Kau- und Schluckfähigkeit, können dazu führen, dass Patient:innen nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. „Das Körpergewicht alleine sagt noch nichts darüber aus, ob jemand mangelernährt ist. Sowohl schlanke als auch mehrgewichtige Menschen können betroffen sein, berichtet Diätologin Helga Freyenschlag.
Unbehandelt hat Mangelernährung schwerwiegende Folgen: Patient:innen verlieren massiv an Körperkraft und Leistungsfähigkeit, ihre Mobilität wird stark eingeschränkt und die Therapietoleranz sowie Prognose verschlechtern sich. Studien zeigen, dass mangelernährte Patient:innen häufiger Komplikationen erleiden, langsamer auf Therapien ansprechen und längere Krankenhausaufenthalte benötigen.
„Klinische Ernährung ist ein wesentlicher Teil der Therapie und muss bei jedem/r Patient:in täglich und individuell neu angepasst werden“, berichtet Dr. Clemens Marischler, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz. Daher wird dort dem Thema Mangelernährung besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In den Fachabteilungen für Innere Medizin, Neurologie und Chirurgie findet bei jeder Aufnahme ein kontinuierliches Malnutrition-Screening statt. Dabei werden unter anderem ungewollter Gewichtsverlust, verminderte Nahrungsaufnahme und risikobehaftete Diagnosen erfasst.
„Eine frühzeitige Erkennung von Mangelernährung ist entscheidend, um gezielt und schnell eingreifen zu können“, so Wiesinger. „Rund 8 bis 10 Prozent der Patient:innen auf diesen Stationen zeigen ein Risiko für Mangelernährung, etwa zehn Prozent davon leiden an einer manifesten Mangelernährung.“
Die Behandlung erfolgt ganzheitlich: Neben individueller Wunschkost und oralen Nährstoffsupplementen gehören auch Tellerprotokolle zur Dokumentation der Nahrungsaufnahme zum Standard. In schwereren Fällen wird die klinische Ernährungsunterstützung durch enterale oder parenterale Ernährung eingeleitet.
Malnutrition Awareness Week 2025: Aufruf zur Sensibilisierung
Im Rahmen der Aktionswoche laden die Barmherzigen Brüder Mitarbeitende zur Teilnahme an Webinaren und Initiativen ein. Am 13. November 2025 findet zudem der NutritionDay auf der Intensivstation des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Linz statt. Dabei wird die Ernährungsversorgung unter schwierigen Krankheitsbedingungen erhoben.
v. li nach re: Diätologe Josef Wiesinger, Leitung Ernährungsteam, Diätologin Helga Freyenschlag BSc, Dr. Clemens Marischler, Oberarzt an der Internen Abteilung der Barmherzigen Brüder Linz